(Cyber)Mobbing an Schulen in Zeiten von Corona

Transkript des Live-Streams der Talkrunde „(Cyber)Mobbing an Schulen in Zeiten von Corona“
in der Friedrich-Bergius-Schule in Berlin am 16.11.2020 - Seite 9

Dr. Weidenfeld

Mützenträger sind ja nicht per se Mobber.

Herr Rudolph

Nein, passen Sie auf, Sie müssen mich schon ausreden lassen. [Dr. Weidenfeld: Entschuldigen Sie.] Wir geben den Jugendlichen Gelegenheit, an solchen Regeln, die im sehr harmlosen Bereich sind, das auszuleben, was jeder Generation halt macht und ich behaupte, dass jede Generation seit tausenden von Jahren, die Jugendlichen immer die Regeln ausgetestet haben. Ich find das ganz normal, ich find das auch völlig in Ordnung, dass die das machen und wenn wir älteren ehrlich sind, wir haben das auch gemacht. Und jetzt ist meine Erfahrung als Pädagoge, wenn ich an so harmlosen, kleinen Regelübertretungen das mit den Jugendlichen abarbeite, also Ihnen zum Beispiel sage „lass das bitte bleiben“ und sofort da angehe, dann wird die Chance, dass Jugendliche ganz grobe Regeln verletzen, nicht so groß sein. Man kann sie nie ausschließen, man wird also nicht sagen können „ich kann garantieren, dass keiner wirklich etwas sehr Ernstes macht“, aber ich werde die Anzahl der ernsten Vorkommnisse deutlich zurückfahren können und sie werden eine riesige Unterstützung bei Schülern dafür haben, das ist ganz erstaunlich, weil das Interesse von Schülern, so wie ich es beobachte seit vielen Jahren ist eigentlich weiter nichts als in Ruhe zu Schule zu kommen, dort seinen Unterricht zu machen, auch mal Blödsinn irgendwo zu machen, aber in einer bestimmten Ebene und einen gewissen geschützten und gesicherten Raum zu haben.

Dr. Weidenfeld

Aber das erklärt uns ja noch nicht, wenn ich jetzt mal anschließen darf, wenn Sie sagen, Schüler arbeiten sich immer an Regeln ab, die die Schule gibt, die die Erwachsenen geben, es ist ja etwas anderes als wenn Schüler sich untereinander im Umgang bekriegen, mobben, schlecht behandeln.

Herr Rudolph

Das meine ich aber auch mit solchen Regeln, dass ich natürlich einen Anderen, es muss ja nicht der Lehrer sein, an dem ich mich abarbeite, ich arbeite als Jugendlicher mich natürlich auch an allen anderen Jugendlichen ab und da habe ich auch als Erzieher niederschwellig einzugreifen. Also ich sage es mal einfach, wenn ein Schüler zu dem anderen sagt „Du bist ein Idiot.“ Dann darf ich das nicht überhören, dann muss ich sagen „pass auf, lass das bleiben, mach das nicht nochmal“, wenn er es wieder macht, muss ich mir etwas anderes einfallen lassen. Ich muss also solche Dinge sofort sehen, bemerken und darauf reagieren.