(Cyber)Mobbing an Schulen in Zeiten von Corona

Transkript des Live-Streams der Talkrunde „(Cyber)Mobbing an Schulen in Zeiten von Corona“
in der Friedrich-Bergius-Schule in Berlin am 16.11.2020 - Seite 33

Prof. Dr. Schäfer

Zum einen, glaube ich, im Moment eigentlich gar nicht nicht. Ja, also, das können Lehrer im Moment möglicherweise nicht leisten, wie gesagt, eigene Idee ist: „Leute, guckt, wenn Ihr die Klassen aufteilt, wen Ihr zusammentut“. Wir haben da so ein nettes Gedankenexperiment gemacht, wie man das so gestalten könnte, dass das präventiv wirken kann auf Basis dessen, was wir aus der Forschung wissen. Auf der anderen Seite, jetzt ist es Corona, was ist es davor, was war es davor? Ich glaube, es gibt einfach immer wieder dieses „Ich kann nicht, weil ich kann nicht weil.“ Und ich glaub, da bin ich mir mit den Herren oder auf jeden Fall mit Herrn Rudolph einig, Lehrer sein ist zu 50% Pädagoge sein. Und das akzeptierend gibt es Zeit und muss ein Lehrer auch möglicherweise Zeit einklagen, weil auch jeder Lehrer weiß, wenn es in meiner Klasse rund läuft, dann kann ich auch leichter unterrichten, während wenn ich da Mobbing hab, die sind mit allem beschäftigt, aber garantiert nicht mit dem Zahlenraum von 1 bis 100. Also diese Einsicht aber sicher auch mit Unterstützung, „was könnte denn jetzt die Situation grundlegend helfen“ und nicht „was ist mal wieder“, Tschuldigung, „die neue Sau, die mal wieder durch´s Dorf getrieben wird“, nach dem Motto „das hilft jetzt gegen Mobbing“. Wir können immer nur, glaube ich, Ideen entwickeln, wie wir uns einem Zustand annähern können, dass es nicht so lange dauert. Mobbing ausrotten geht genauso wenig.

Dr. Weidenfeld

Selbst an Schulen, die vorne ein Schild haben „Schule ohne Mobbing“, „Schule ohne Gewalt“.

Prof. Dr. Schäfer

Ja, auch da.

Herr Rudolph

Also Schilder helfen da sowieso nicht viel.

Dr. Weidenfeld

Naja, aber das Schild steht ja dafür, dass eine Fortbildung da ist…

Herr Rudolph

Ja ich weiß. Ich sag jetzt mal eines. Es ist heute jetzt garantiert nicht die Zeit, neue Projekte oder neue Aktionen zu starten, aber deswegen ist es gerade so wichtig, „was habe ich eigentlich die ganzen Jahre über gemacht?“. Und wenn ich jetzt eine bestimmte Art Schule mit dem Kollegium betrieben habe, wenn es Rituale gibt, wenn es Regeln gibt, wenn es eingespielte Verhaltensweisen gibt, dann komme ich in einer solchen schwierigen Situation, wie wir sie jetzt haben, wo manches bisschen aus den Fugen gerät, trotzdem immer noch nicht aus dem Takt und bin in der Lage, unter diesen Bedingungen auch noch halbwegs vernünftig zu arbeiten. Wenn ich vorher schon am Limit gewesen bin, denn werde ich jetzt möglicherweise dann einen Schritt weiter in den Abgrund gehen.