(Cyber)Mobbing an Schulen in Zeiten von Corona

Transkript des Live-Streams der Talkrunde „(Cyber)Mobbing an Schulen in Zeiten von Corona“
in der Friedrich-Bergius-Schule in Berlin am 16.11.2020 - Seite 23

Dr. Weidenfeld

Weil er als Drohkulisse immer da hinten steht.

Herr Rudolph

Ja… Nein, ist ja in Ordnung, also ich find das ja wichtig, dass es die Justiz gibt, überhaupt keine Frage, aber auch die Pädagogen müssen jetzt überlegen, was kann ich in der Schule eigentlich noch an eine zusätzliche Grenze geben und da gibt es eine Menge, was wir machen können, also ich gebe Ihnen mal ein paar Beispiele. Wir lassen den Schüler vielleicht etwas aufschreiben, eine kleine Besinnung..

Dr. Weidenfeld

100 Mal „Ich darf nicht mobben“.

Herr Rudolph

Nee, nee, nee, was er gemacht hat, ich habe heute das und das und das war keine gute Idee, weil ich will später „das und das“ werden. Und denn mache ich eine Kopie, Vater und Mutter unterschreiben, hab ich die Eltern eingebunden. Oder, was bei uns eine beliebte Sache ist, wo wir immer manchmal von außen in der Kritik stehen, wir geben den Schülern eine gemeinnützige Tätigkeit, die ihm nicht unbedingt gefällt, er muss dann nicht um 7.30 Uhr zum Unterricht kommen, sondern schon um 6.30 Uhr und irgendwas hier auf dem Gelände machen. Also so eine Grenzsetzung, dass klar ist, „also ich habe etwas falsch gemacht, jetzt muss ich also eine zusätzliche Arbeit machen und dann ist es wieder gut. Und ganz wichtig ist, bei allen diesen Dingen, es muss in der Gemeinschaft sichtbar sein. Weil alle haben gesehen, ein Schüler hat etwas falsches gemacht, das wissen alle, in aller Regel. Und jetzt gucken alle auf uns Erwachsene, auf die Erzieher, meinetwegen auch auf die Eltern, was machen die Erwachsenen jetzt. Und dann muss das auch deutlich werden, dass die Erwachsenen reagiert haben, und zwar nicht nur dem Einen gegenüber, der sich falsch verhalten hat, oder der kleinen Gruppe, sondern es muss die ganze Schulgemeinschaft mitbekommen „Aha, also der hat sich so und so verhalten, der hat das und das gemacht und jetzt haben die Erwachsenen so und so reagiert.“ Und dann kann man sozusagen, man nennt es in der Justiz „generalpräventiv“, glaube ich, sodass also alle etwas davon mitbekommen, das ist in der Erziehung auch ausgesprochen wirksam.

Dr. Weidenfeld

Ganz kurze Nachfrage dazu und dann Frau Schäfer und Herr Knispel wieder dran. Sie sagen so, es gibt einen Mobbingfall, die Schüler erwarten und die Schulgemeinschaft erwartet, dass die Erwachsenen Reaktion zeigen [Herr Rudolph: Genau]. Wie kann man denn, und das spielt hier auch in einer Frage eine Rolle, wie kann man den Kindern beibringen, dass hinsehen auch wichtig ist? Also dass die Schulgemeinschaft nicht darauf wartet, dass die Erwachsenen agieren, sondern dass Schulsozialarbeit und Lehrer eben Kinder selbstwirksam machen.